Rede

Entwicklung des Flughafengebäudes Tempelhof

Unter der Leitung der Tempelhof Projekt GmbH wird das Flughafengebäude Tempelhof auf Vordermann gebracht – damit wir den alten Flughafen zu einem Zentrum für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft machen können. Das braucht Zeit und Geld, denn wir müssen es gründlich planen, damit wir nicht den nächsten Pannenflughafen schaffen.

Transkript

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Was sich auf den ersten Blick gar nicht so gut anhört, ist es dann auch nicht und mir scheint die FDP hat ein Herz für Flughäfen. Da jetzt Tegel nicht mehr als Thema für den Wahlkampf taugt, hat sich die FDP den nächsten Ex-Flughafen ausgesucht. Das ist auch gar nicht schlimm: wir haben auch ein Herz für Ex-Flughäfen und wir diskutieren das auch sehr gerne mit Ihnen, aber ich schlage vor, dass sie sich wenigstens ein bisschen an der Realität orientieren und stattdessen sehe ich hier in dem Antrag ein Wolkenkuckucksheim.

Vor einem Monat war im Ausschuss Euro-Bund-Medien der Umzug der DFFB zum Tempelhofer Flughafen das Thema. Da haben sich alle zu bekannt und das ist in Arbeit. Es wurde aber auch klar gesagt, wo die Probleme liegen und in welchem desaströsen Zustand das ehemalige Flughafengebäude Tempelhof ist. Es ist die größte Schrottimmobilie der Welt und das ist unglücklicherweise keine Übertreibung. Daran wird der Antrag definitiv nichts ändern – im Gegenteil: die Forderungen sind unrealistisch, sie lassen die wesentlichen Fragen unbeantwortet oder ignorieren sie sogar.

Würden wir dem folgen, so wie es da steht, würde alles nur schlimmer werden. Die Auflösung der Tempelhof Projekt, zum Beispiel, ist einfach falsch. Die haben einen guten Job gemacht, so gut wie das unter den gegebenen Umständen eben ging und ich weiß auch nicht wie sie darauf kommen dass gerade die Tempelhof Projekt hier gebremst hätte. Wenn sie sich das Gebäude, die Bauweise, den aktuellen Zustand anschauen, dann ist es schon ein Erfolg, dass da noch nichts zusammengefallen ist. Denn es gibt zigtausend Havarien in jedem Jahr und wir sollten honorieren, dass überhaupt noch Nutzungen da stattfinden können. Und wer sollte es denn dann beim Senat oder bei der BIM übernehmen? Wo kommt das zusätzliche Personal einfach mal so plötzlich dafür her, für dieses Riesenprojekt? Dazu steht da nichts drin. Dazu kommen keine antworten in dem Antrag.

In der Tempelhof Projekt ist die Expertise. Die kennen sich da aus, die wissen was, wann, wo zu tun ist. Die Tempelhof Projekt jetzt aufzulösen, würde uns um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurückwerfen. Und wenn sie irgendwann mal dagewesen sind in letzter Zeit, hätten sie bemerkt, dass da gerade einiges an Planung, Bau, Sanierung stattfindet. Wie zum Beispiel im Kopfbau West, im Tower, auch das Dach steht als nächstes auf der Agenda. Das ist ja ein Punkt, den sie da besonders hervorgehoben haben. Das hat mich ein bisschen gewundert, weil ich persönlich finde jetzt Heizung oder Wasserleitungen oder Fenster auch nicht ganz unwichtig für ein funktionierendes Gebäude. Und sie verlangen ausdrücklich, den Hangar 6 für die Flugzeug-Sammlung des Technik Museum und sie erwähnen den Hangar 7 für das Alliierten-Museum nur so am Rande beziehungsweise in der Begründung. Das hatten Ihre Kolleg*innen aus dem Bundestag auch schon mal angefragt und eine vernichtende Antwort zum Zustand des Hangars bekommen. Das können Sie aber auch getrost auf den Hangar 6 übertragen: mit Öffentlichkeit geht da noch lange gar nichts. Da müssen erstmal Heizung, Wasserleitung, Toiletten rein bzw. das was da ist, ist oft nicht oder nur wenig funktionstüchtig, abgesehen davon, dass es sogar stellenweise Zweifel an der Statik gibt.

Die Stränge für Wasser und Heizung laufen übrigens durch das gesamte Gebäude. Es funktioniert nicht, nur ein Hangar zu sanieren, am besten gleich noch mittendrin. Sie machen doch auch keine simple Strangsanierung nur im dritten Stock eines siebenstöckigen Gebäudes und lassen oben und unten für später. Sie fordern, die Haupthalle solle für verschiedenste größere Veranstaltungen nutzbar werden: Messen, Kongresse, kulturelle und sportliche Events. Für einen wechselnden Nutzerkreis, ja das wünschen wir uns auch, und eines Tages wird das auch so sein – und zwar mehr Kultur als Messen.

Wir haben uns auf ein Kunst-, Kultur- und Kreativzentrum geeinigt und das wird eines Tages kommen. Aber gerade in dieser Haupthalle, über die sie da sprechen, gibt es immense Kriegsschäden. Die wurden damals nur notdürftig geflickt. Also große Veranstaltungen, vor einer wirklich grundlegenden Sanierung, wären nicht nur unschlau, sondern sogar statisch gefährlich. Wir machen den Flughafen Tempelhof zu einem Zentrum für Kunst-, Kultur und Kreativ. Wir brauchen dazu ein gutes schlüssiges Konzept von Nutzungen aus diesem Bereich. Da gibt es wirklich genug, die müssen aber zusammenpassen.

Und wir können nicht allen Begehrlichkeiten nachgeben, um nachher ein konzeptloses Chaos dort zu haben. Es wäre schön, wenn es schneller gehen würde, es ist uns bewusst, dass das krass viel kostet. Da werden noch diverse mehrstellige Millionenbeträge zur Verfügung gestellt werden müssen, aber da stehen wir zu. Und meinetwegen auch gleich. Es liegt nicht am fehlenden Willen der Koalition oder Tempelhof Projekt, es liegt einfach an dem Zustand des Gebäudes, aber lassen sie uns das diesmal gründlich machen, damit wir nicht den nächsten Pannenflughafen schaffen.

Dankeschön.

Aufzeichnung vom rbb.

Rede im Plenum Berliner Abgeordnetenhaus 3. Juni 2021