ZLB im Lafayette – viele offene Fragen

Berlins Kultursenator hat einen spannenden Vorschlag für die Zukunft der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) gemacht. Die Galeries Lafayette als Standort hat zweifellos Charme. Die Lage im Herzen von Berlin ist äußerst passend, zentral gelegen und gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Die moderne Architektur des Gebäudes verspricht eine helle und geräumige Umgebung. Dieser Standort könnte das Potenzial für eine zeitgemäße Bibliothek bieten, die weit mehr als nur eine Bücherabholzentrale ist. Eine Bibliothek als dritter Ort mit vielen verschiedenen Medien, mit Platz für Kinder, zum Nähen und Basteln. Und zum konzentrierten Arbeiten für jedes Alter und jede Schicht. Das sind die Kriterien, die wir an eine Bibliothek des 21. Jahrhunderts anlegen wollen.

Doch was gut klingt, ist nicht gleich gutgemacht. Der überraschenden Ankündigung des Kultursenators stehen viele ungeklärte Fragen gegenüber. Vor allem ist noch offen, ob das Gebäude überhaupt verfügbar ist! In der Galeries Lafayette befindet sich aktuell nicht nur ein prestigeträchtiges Kaufhaus, sondern auch ein großer Arbeitgeber in Berlin. Und nach aktuellem Stand hat die Galeries Lafayette kein Interesse an einem Auszug. Im Gegenteil: Sie arbeitet an einer Verlängerung des Mietvertrages. Die Verhandlungsposition der Galeries Lafayette wurde durch die Ankündigung des Senators wohl geschwächt.

Außerdem ist das Gebäude vermutlich zu klein, um auch das Magazin am Westhafen zu integrieren. Das müsste aber gewährleistet sein, damit alle Bücher sofort ausgeliehen werden können und dafür keine weitere Logistik benötigt wird, die weitere Kosten verursacht.

Aber neben Fragen der praktischen Umsetzbarkeit, müssen wir auch über Geld reden. Auch wenn gerade haushaltssprengende Summen die Runde machen – noch sind die Kosten nicht ganz klar. Auf jeden Fall muss eine dauerhafte Abhängigkeit vom Investor vermieden werden. Im Worst-Case würde sonst das Land Berlin in ständige Abhängigkeit des Investors geraten und in eine jahrzehntelange Kostenfalle tappen. Und letztlich müssen auch die Kosten für den jahrelang geplanten Bau am Blücherplatz mit einberechnet werden – denn hier muss so oder so saniert werden.

Kurzgefasst: Der Kultursenator kündigt mit großem Getöse die Galeries Lafayette als neue ZLB an. Obwohl die Galeries Lafayette aktuell keinen Auszug plant. Außerdem sind grundlegende Fragen der Finanzierung nicht annähernd geklärt – der Kauf & Umbau lässt astronomische Summen erahnen. Hier ist noch viel Klärungsbedarf und solange sind große Versprechungen unseriös. Den Ankündigungen müssen jetzt Taten und belastbare Informationen folgen, bisher war´s gut gemeint, aber noch lange nicht gut gemacht.

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